Metal-FM.com: Hi Doro, prima dass du dir Zeit für uns genommen hast und unseren Glückwunsch zum neuen Song. Einmal gehört und schon ein Ohrwurm ...
Doro: "Hallo Alex, Danke dass ihr gekommen seid ... und danke für das Lob, hört man gerne (lach)"
Metal-FM.com: Ist auch ehrlich gemeint! Bevor wir zu den aktuellen Dingen kommen, ein kurzer Step in die Vergangenheit, weil nicht alle wissen über die Person/Gruppe Doro Bescheid. Wie groß war der damalige Respekt vor der Solo-Karriere, Erfolg mit der Band ist ja nicht gleich Erfolg als Solo-Künstler. Wer hat dich gepusht, hatten dir die Plattenfirmen Unterstützung zugesichert?
Doro: "Eigentlich war das mit dem Namenswechsel gar nicht geplant, wir durften aber damals den Namen Warlock nicht mehr benutzen. Unser damaliger c- man könnte sagen "windiger" - Manager hat den Namen schützen lassen, aber nicht für uns sondern ausschließlich für sich. Das Ganze ging dann vor Gericht, der Richter gab damals aber leider nicht uns Musikern, sondern dem "Manager" recht. Ich bin bei der Urteilsverkündung sogar aus dem Gericht geflogen, weil ich das nicht fassen konnte und mich entsprechend aufgeregt hatte. Geplant war eine Solokarriere nie, aber der Name Doro war damals die einzige Alternative zu Warlock"
Metal-FM.com: Noch mal zu Warlock, der Titel "Für Immer" aus dem Jahre 1987, wessen Idee war das? Für die damalige Zeit war es ja fast revolutionär, das Rock/Metal in Deutsch gesungen wurde ...
Doro: "Das war meine Idee! Wir hatten damals das Album "Triumph And Agonyin" in Arbeit, alles war im Prinzip fertig, einen Song wollten wir aber noch mit rauf nehmen, dieses war dann "Für Immer". Den haben wir dann aufgenommen, mehrfach abgemischt und dann das gesamten Werk der Plattenfirma vorgestellt. Die fanden das ganze Album toll, außer "Für Immer". Nach ewigen Diskussionen konnte der Song dann doch auf dem Album bleiben, an letzter Stelle. Danach sind wir dann mit Ronnie James Dio auf Tour gegangen, haben auch diesen deutschen Song gespielt, es wurde ein Mega-Erfolg und ist bis zum heutigen Tag ein fester Bestandteil der Set-List."
Metal-FM.com: Du bist 1987 nach New York gezogen, wo lebst Du heute?
Doro: "Ich habe 2 Wohnungen, eine in New York, eine in Düsseldorf. Nach Deutschland komme ich noch häufig, auch weil meine Mutter nach wie vor in Düsseldorf lebt, aber Lebensmittelpunkt ist Amerika."
Metal-FM.com: Viele sogenannte "Metal Queens" aus den Achtzigern zogen sich u.a. wegen Familienplanung aus der Musikszene zurück und kommen jetzt nach und nach wieder, als Beispiel Lee Aaron oder Lita Ford. Du selber hast die Jahre über komplett durchgezogen, warst du zu beschäftigt für die Gründung einer Familie ?
Doro: "Ich habe mich relativ früh - mit 22 Jahren - dafür entschieden, mich ausschließlich auf die Musik zu konzentrieren. Und seit dieser Zeit lebe ich im Prinzip in meiner Musik-Familie, es ist da immer etwas los, da gibt es während der Tour diverse Wetterkapriolen von Schnee, über Schlamm bis hin zu heftigsten Unwettern, wo die Band zum Teil nicht spielen wollte. Nach teilweise sehr regen Diskussionen haben wir aber bislang alle Konzerte absolviert, ich genieße die Zeit in der Band wirklich sehr."
Metal-FM.com: Dann habe ich mir mal durchgelesen, mit wem Du so alles zusammengearbeitet hast, da ist ja das "Who is Who", von U.D.O. über Klaus Meine über Tarja bis hin zu Lemmy ... mit welchem teilst du die meisten und innigsten Erinnerungen?
Doro: "Mit Lemmy - ganz klar. Ich habe damals im Jahre 2000 einen neuen Vertrag bei SPV unterzeichnet, kurze Zeit später dann einen Brief an das Management von Motörhead geschrieben, so sinngemäß "Hi, mein Name ist Doro, ich bin seit neuestem Label-Kollegin von Euch, vielleicht hat Lemmy ja Lust, mit mir irgendwann zusammen Musik zu machen. Ich habe aber ehrlicherweise nicht damit gerechnet, jemals Antwort zu bekommen. Dann erkrankte mein Vater und verstarb kurze Zeit später. Ich war danach ziemlich down und mit meiner Mutter unterwegs gewesen um Kleidung für die Trauerfeier zu kaufen, während dieser Aktion klingelte mein Handy. Ich hatte aber überhaupt keine Lust, ran zu gehen, meine Mutter war es dann die mich animierte, zumindest zu schauen, wer es denn ist. Ich kannte die Nummer nicht, konnte aber erkennen, dass es sich um eine Rufnummer aus LA handelte. Ich bin dann doch rangegangen, und es war tatsächlich Lemmy. Er war sehr feinfühlig und lud mich in sein Studio ein. Wir haben dann einige Zeit später zwei Songs aufgenommen und nächtelang nur gesprochen, er war und ist wie ein Engel für mich gewesen. "
Metal-FM.com: Wo du ihn gerade angesprochen hattest, du warst eng mit Lemmy befreundet, wie hattest Du von seinem - für mich überraschenden - Tod mitbekommen?
Doro: "Eine enge Freundin hatte mich angerufen und mir berichtet, dass es Lemmy nicht mehr wirklich gut geht. Nur einen Tag später war er gestorben. Ich bin dann zur Trauerfeier geflogen und hab dann viele Kollegen wie Gene Simmons oder die Jungs von Metallica dort getroffen und zusammen getrauert. "
Metal-FM.com: Krebs ist immer häufiger die Todesursache, nicht nur bei Lemmy, auch bei Künstlern wie Joe Cocker oder David Bowie um nur einige zu nennen, lässt Du Dich regelmäßig durchchecken?
Doro: "Wenn ich ehrlich bin.. eigentlich nicht. Ich ernähre mich gesund, treibe ein wenig Sport, gehe vor jeder Tour zum Arzt, das war es aber auch! Diese Ereignisse sind aber der Grund gewesen, warum die Single "Love's Gone to Hell" auch zeitlich weit vor dem Album herausgekommen ist. Ich wollte damit nicht warten, wer weiß, was bis Winter passiert ... und als Sahnehäubchen haben wir dann auch noch ein tolles Video dazu gedreht, hier in Hamburg!"
Metal-FM.com: Du bist nun schon ewig im Musikbusiness dabei, was sind so die gravierendsten Veränderungen in den ganzen Jahren und interessierst Du Dich noch für die jüngeren Bands wie z.B. Orden Ogan?
Doro: "Also der aller größte Unterschied ist der Einfluss der Musikindustrie, welcher früher sehr groß gewesen war. Da hatte man als Künstler viel weniger Mitspracherecht als heute. Es wurde damals immer nach dem Hit verlangt, das gesamte Album konnte musikalisch noch so gut gewesen sein, wenn der potentielle Hit fehle, konnte es durchaus Stress geben. Das alles hat man als Künstler heutzutage nicht mehr, man kann sich viel freier entfalten. Das liegt natürlich auch an den fallenden Verkaufszahlen, die ja im Gegensatz zu den Achtzigern Erdrutsch mäßig gesunken sind. Ein weiterer Unterschied ist der Ablauf Tour - Album - Tour. Das war früher das gängigere Procedere. Heutzutage ist man eigentlich Nonstop auf Tour und schreibt/produziert das Album in den freien Tagen. Live Auftritte sind für uns Musiker im Prinzip die einzige Einnahmequelle, das Album ist eigentlich eine künstlerische Darbietung, an der man aber in der Regel nicht großartig verdient. Was die anderen Bands angeht: Klar bekomme ich auch die neue Generation von Band mit, wir hatten zum Beispiel Powerwolf mit auf Tour, habe aktuell ein Stück in England mit Amon Amarth aufgenommen, dazu bin ich in der Wacken Foundation und kümmere mich um den Nachwuchs, bin also gut informiert. "
Metal-FM.com: Dann hat ja der Tobi Sammet mit Avantasia am ESC Vorentscheid mitgemacht, hast Du das verfolgt und wie findest Du sein abschneiden?
Doro: "Ich hab den Auftritt leider nicht gesehen, war zu dieser Zeit auf Amerika Tournee, gratuliere ihm aber zu einem hervorragendem dritten Platz. "
Metal-FM.com: Thema Live - Wacken habe ich gesehen, es war fulminant - für Dich auch?
Doro: "Fand ich auch, wir haben ein dreiviertel Jahr an der Bühne gebaut, die Show und Stimmung war bei uns, aber gerade auch bei den Fans herausragend. Im Juni bringen wir zum dreißigsten Bühnenjubiläum eine Live-DVD heraus, wo unter anderem der Wacken Auftritt drauf enthalten ist, das sagt glaube ich alles."
Metal-FM.com: Dann freuen wir uns schon jetzt auf das Jahr 2018, wenn dann das 35-Jährige von Dir ansteht. Aber erst einmal sind wir gespannt auf das neue Album! Viel Erfolg, sowohl für die Single als auch dann für das kommende Album, aber vor allem: Bleib gesund!
Doro: "Auch euch vielen Dank für das Interview, wir sehen uns auf der nächsten Tour!"
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